Praesidentenwahlen und Seminar

Hallo ihr Lieben,
mal wieder ein Lebenszeichen von mir.
Vor zwei Wochen hatten wir unser Seminarwochenende mit der ghanaischen Partnerorganisation ARA.
Dieses Wochenende haben wir ebenfalls, genau wie bei unserer Ankunft, im ARA-Haus verbrach. Jedoch wurden wir diesmal in den eher ungemütlichen 10-Bettzimmern, in den letztendlich ca. 14 Personen geschlafen haben, untergebracht.
Was ganz lustig war, das hier nicht nur Gemeinschaftsduschen, sondern auch Gemeinschaftstoiletten sind, die nur jeweils mit Duschvorhängen abgetrennt waren. Also Privatsphäre beim Klogang- UNMÖGLICH!
Da so viele Personen ein Wochenende den Badraum benutzten sah es auch danach dem entsprechend aus. :D
Das Seminar insgesamt war sehr interessant, da wir viele Dinge besprochen haben über unsere Gastfamilien, Projekte und generell unser Leben hier.
Ich habe auch Freunde mal wieder gesehen, die etwas weiter weg leben.
Das interessanteste war zu erfahren wie die anderen Freiwilligen hier leben, weil man dann auch mal einen kurzen Einblick in ihre Familie, Essen und Arbeit bekommen hat.
Auch haben wir den Mentoren Feedback geben dürfen, was bei den einen mehr oder weniger gut ausgefallen ist.
Abends saßen wir immer alle beisammen und haben Tipps ausgetauscht, wo man reisen war und es gut und billig war oder wo man vielleicht nicht hin sollte. :)
Die Woche drauf haben wir Reiseverbot bekommen, weil hier in Ghana die Präsidentenwahlen am 7. Dezember stattfanden. ARA meinte, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte und wir deshalb lieber das Haus nicht verlassen sollten. Die Wahlen sind letztendlich sehr friedlich verlaufen. Unter der Woche waren einige Demonstrationen bei denen mein Gastvater mitgröhlte. Die Demonstrationen laufen so ab, dass hier Autos mit riesigen Musikboxen durchs Dorf fahren, die dann Lieder über die Partei abspielen. Die Menschen im und auf dem Auto feiern und tröten mit Vuvuzelas und wedeln mit Fahnen. Geoffrey, mein Gastvater, ist Anhänger der NPP (New Patriotic Party) die sich unter anderem sehr für „free SHS“ (gebührenfreie Senior High School) einsetzt. Was sehr erschreckend war, dass hier selbst die Jugend sehr in die Politik involviert ist und jeder hofft bald 18 Jahre zu werden, um bei den nächsten Wahlen selbst wählen zu können.
Die NPP hat leider nur knapp (ca. 3%) gegen die NDC (New Democratic Congress), die sowieso an der Macht war, verloren. An diesem Wochenende war das Fernsehen und Radio also davon geprägt, dass Wahllokale ihre Ergebnisse verkündet haben.
Mir ist aufgefallen das während der Wahlen weniger in meinem Dorf los war, als sonst, weil jeder wie gesagt vorm Fernseher oder Radio sitzt um alles genau mitverfolgen zu können.
Statt Weihnachtsschmuck sind die Städte hier mit Fahnen, Bannern und Aufklebern von verschiedensten Parteien geschmückt.
Was sehr traurig ist, dass Marlen und ich sogar Nikolaus vergessen haben, weil es hier einfach überhaupt nicht weihnachtlich ist. :(
Deshalb wollten wir die letzten zwei Schulwochen eigentlich mit den Kindern Weihnachtsschmuck basteln, aber dann haben wir erfahren, dass Examen geschrieben werden.
Dann waren wir erstmal überfordert, weil wir eigentlich schon einen Test mit den Kindern geschrieben hatten, aber ein Test nicht vergleichbar mit einem Examen sei.
Aber wir hatten nun keinen Stoff mehr, den wir im Examen abfragen konnten. Also haben wir mit dem Schulleiter gesprochen und dieser meinte, dass wir in Creativ Arts auch ein praktisches Examen machen können- was ein Glück! J
Also haben wir, um ein bisschen Weihnachten mit rein zu bringen, den Kindern eine Kreativaufgabe gestellt, dass sie Malen sollen, wie sie sich Weihnachten vorstellen.
Dabei kamen sehr skurrile Dinge raus, wie dass der Weihnachtsmann Fußball spielt. :D
Ich bin generell mal sehr gespannt, wie hier Weihnachten gefeiert wird. Weihnachten werde ich hier in meiner Gastfamilie mit Marlen feiern.
Davon werde ich dann wahrscheinlich in meinem nächsten Blog berichten.
Um noch mal kurz auf den Unterricht zurück zu kommen. Marlens Mutter ist Kunstlehrerin einer ersten Klasse in Deutschland und wir haben uns einige Tipps von ihr geholt, was wir mit den Kindern noch machen können.
Die Aufgabe, die wir unseren Schülern stellten, war für uns gedacht simpel, denn sie sollten sich ihre zwei Lieblingstiere überlegen und diese dann zusammenfügen zu einem neuen Fantasietier (Zur Erklärung: z.B. den Kopf einer Katze mit dem Rüssel eines Elefanten und wiederum den Körper der Katze mit Elefantenbeinen).
Das es in der zweiten Klasse schwer werden wird, diese Aufgabe umzusetzen, war mir klar, aber selbst die 4 & 5 Klasse haben es nicht auf die Reihe gebracht.
Für sie alle ist es eine Leichtigkeit Dinge 1 zu 1 abzumalen oder zeichnen, aber etwas kreatives, also eigenständiges überlegen und zusammenfügen stellt eine sehr schwierige Aufgabe dar.
In letzter Zeit habe ich viel mit meinen Gastgeschwister unternommen und bin mit ihnen an den Strand gefahren oder war in Kasoa einkaufen oder wir haben uns nachts, sehr zum Ärger unseres Gastvaters, zu den Rocks geschlichen.
Seit Freitag sind Ferien und das erste von drei Terms ist beendet.
Ab Montag reise ich westlich entlang der Küste von Cape Coast über Busua nach Akwidaa an die Grenzen der Elfenbeinküste. Da ich an Weihnachten wieder hier in meiner Gastfamilie sein will, werde ich nur eine Woche reisen.
Ich reise mit insgesamt über 10 Freiwilligen vom DRK und hoffe wir haben viel Spaß zusammen. :)

Ein Freund von mir hat mich angeregt über eine Frage nach zu denken, nämlich:
“Was will ich hier bzw. was will ich hier bewirken und was bringt mir dieser Aufenthalt?“
- Ich fühle mich nämlich manchmal schlecht, weil ich einfach nur da sitze, z.B. neben meinem Gastbruder und einfach nur in die Welt starre oder mich mit ihm über irgendwas unterhalte.
Aber was mir nicht bewusst war, dass ich somit einfach die Kultur dieser Menschen hier aufnehme und auch verstehe. Ich lebe das Leben eines Ghanaers und das ist einfach ein riesen Glück für mich, weil es einfach spannend ist. Ich mache das was die Leute hier auch machen. Und da der Tag hier einfach bei manchen schon um 3 Uhr beginnt, hat man dafür auch Zeit.
Ich bekomme nun auch Fanti-Unterricht von Francis.

Ja, das ist das was ich wollte, die Kultur hier leben und die Menschen verstehen.
Ich mache hier so viele Erfahrungen die mich auch generell im Leben weiterbringen, die aber auch mich als Mensch prägen und an denen ich wachse. Und wenn man das ganze Leben hier mal ohne europäische Vorurteile sieht, einfach alles ausschaltet, dann ist es normal.
Es ist einfach normal draußen auf einer Feuerstelle zu kochen, es ist normal die Wäsche mit der Hand in einer Schüssel zu waschen, es ist normal sich morgens seinen Eimer mit Wasser zum Duschen zu füllen. Es ist einfach normal und das hat nichts damit zu tun, dass die Leute arm sind. Diese Menschen leben einfach anders!
Da ist mir wieder mal bewusst geworden, dass ich mir meinen Traum verwirklicht habe.
Ich lebe meinen Traum in Afrika! :)
Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit! :)

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Kommentare: 3
  • #1

    Simon (Montag, 17 Dezember 2012 11:07)

    "Die NPP hat leider nur knapp (ca. 3%) gegen die NDC (New Democratic Congress), die sowieso an der Macht war, verloren."

    Magst du die NPP nicht oder ist das "nur" zu viel =)?

  • #2

    Elke Guthier (Mittwoch, 19 Dezember 2012 14:14)

    Liebe Alida
    aus Deinem Blog entnehme ich, daß Du über Weihnachten nicht in den Odenwald kommst. Das finde ich, ehrlich gesagt, auch sehr viel vernünftiger, weil ich glaube, daß es wieder eine Riesen-Umstellung für Dich wäre. Ob Du Besuch aus Deutschland bekommst, weiß ich nicht ich will in den nächsten Tagen mal bei Euch daheim anrufen. Ich wünsche Dir weiterhin viele interessante Erfahrungen und Kontakte und hoffe, daß Du im nächsten Jahr gesund bleibst.

    Eine schöne "andere" Adventszeit in Ghana

    wünschen Dir Elke und Familie

  • #3

    Christiane Neber (Montag, 24 Dezember 2012 12:16)

    Hallo Alida,
    von herzen wünsche ich Dir ein schönes Weihnachtsfest in Deiner Gastfamilie, das sich sicherlich von dem unterscheiden wird, das du bisher gewonht warst.
    Bin gespannt, was Du darüber in Deinem nächsten Blog erzählst.
    auch für das Jhar 2013 wünsche ich dir alles Gute und besonders schöne Erfahrungen in Deinem Ghana

    Christiane Neber

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